Genug ist genug
▶ Betrifft: Leserbrief „Vor- und Nachteile abwägen (EJZ vom 28. März)
Dr. Gottesleben unterstellt Windkraftgegnern das Floriansprinzip. Doch wer
sonst als die Hausbewohner sollten um „Verschon mein Haus“ bitten? Das „Zünd
andere an“ kommt dagegen eher aus Berlin und Hannover von den grünen Herren, die
uns die Diktatur der Prozentzahlen aufdrückten. Und dann noch eine Hintertür
namens Gemeindeöffnungsklausel zum Umgehen der Planung der Landkreise
einrichteten.
Sicher brauchen wir alle etwas Strom. Und „Klimawandel“ ist schon eine
Beschönigung, es ist eine Klimakatastrophe. Ein Irrtum ist aber zu glauben, das
Klima würde durch massiven Ausbau von Windkraftwerken geschützt. Was geschützt
wird, ist das Investitionsklima, die Möglichkeit, aus Geld und Besitz immer mehr
Geld zu machen. Die Stromerzeugung ist ja nur ein kleiner Teil von alledem, was
der Erde einheizt. Auch der Bau der Windanlagen selbst mit Megatonnen von Beton,
Stahl, Kupfer und anderen energieintensiven Materialien erzeugt jahrelang mehr
Treibhausgase, nicht weniger. Währenddessen die Kippeffekte wie Waldbrände,
Eisschmelzen und das Auftauen von Permafrost schon jetzt dafür sorgen, dass es
kein Zurück mehr gibt.
Genügsamkeit im Energieverbrauch und Konsum wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Doch auch der engagierteste Energiesparer wird sich irgendwann fragen, ob sein Verzicht und seine Erschwernisse sinnvoll sind, wenn zugleich von anderen viel mehr, als er sparen kann, verprasst und verprahlt wird. Noch immer werden Leute als erfolgreiche Vorbilder gesehen, die zeigen, wie viel Verschwendung sie sich leisten können. Nur eine Minderheit interessiert das Wohl von allen, die Mehrheit lebt nach einem System des Gegeneinanders, das die Gier nach mehr fördert und belohnt.
Doch für das Klima noch verheerender als das Gegeneinander von Individuen und Gruppen ist das von Machtblöcken und Nationen, also die zunehmende Aufrüstung und Kriegsbereitschaft. Echter Klimaschutz bräuchte Frieden, und nicht nur im Sinne der Abwesenheit von Krieg, sondern der Abkehr von Feindschaft. Die Klimakatastrophe ist ein Problem des ganzen Planeten, nötig wäre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Staaten. Die Tendenzen gehen jedoch genau in die andere Richtung: Nationalegoismus statt planetarischem Bewusstsein, Feindschaftspflege statt Friedensbemühungen, Baerbock statt Schmid zur UNO. Dazu Diffamierung von Pazifismus und Propaganda für Kriegstüchtigkeit.
Zurück zum Abwägen: Da unter den gegebenen Umständen Klimaschutz eine
Illusion ist, bringen weitere Windkraftwerke keine Vorteile für das Wohl der
ganzen Gesellschaft. Genug ist genug. Die Nachteile der zerstörten Natur und
Artenvielfalt dagegen bleiben.
Jobst Quis
Molden