Argumentation nicht überzeugend
Betrifft: Artikel „Grünes Licht für Solarpark“ (EJZ vom 11. November)
Ein Solarpark südlich von Glieneitz: in Ordnung, allemal besser als die angedachten Windkraftanlagen am gleichen Ort, die glücklicherweise vom Tisch sind, weil dort ein Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist. Ortolane und Rotmilane, Falken und Rebhühner werden sich wohl nicht am PV-Projekt stören.
Standortentscheidung irritiert
Dass nun aber die Errichtung der Anlagen nur in Kombination mit Windkraftanlagen (WKA) an einem ähnlich ungünstigen Ort – westlich von Zernien – geplant wird, irritiert doch sehr. Aufgereiht von West nach Ost im Kiefernwald, sodass nur die erste den vollen Ertrag bringen kann und den folgenden „den Wind wegnimmt“ – welche Strategie steht dahinter?
Soll die Ablehnung in Kauf genommen werden, um an einem dritten Ort endlich Zustimmung zu erzielen? Auf der Internetseite der Niedersächsischen Staatskanzlei war zu lesen, dass „in den Waldbrand gefährdeten Landkreisen“ (unter anderem Gifhorn, Uelzen und Lüchow-Dannenberg) Windkraftanlagen (WKA) über Wald nicht genehmigt werden könnten. Zu Kiefernwald mit Größe von über fünf Hektar wird ein Abstand vom Eineinhalbfachen der Gesamthöhe gefordert. Zwar gibt es mittlerweile Hitzesensoren und Abschaltautomatik in WKA in Erprobung. Nadelwald bleibt aber wohl problematisch. Reges Vogelleben gibt es dort im Süden der Göhrde auch. Die Argumentation zur Netzanbindung des Solarparks, die laut Projektentwickler nur im Zusammenhang mit WKA bei Zernien wirtschaftlich sei, überzeugt auch nicht: In nur unwesentlich größerer Entfernung zum Glieneitzer Standort stehen in südwestlicher Richtung die WKA in Bankewitz; die Kreisgrenze dürfte für das Stromkabel nicht unüberwindlich sein. Hier lässt sich bei südlichen bis westlichen Winden übrigens gut beobachten, wie die erste beziehungsweise die ersten beiden Anlagen die Leistung der dahinter stehenden mindern.
Weitere Fragen sind völlig offen, zum Beispiel die Überplanung der Bahnlinie, die durch Zernien führt. Auch wenn sich hier in den nächsten Jahren vielleicht nicht viel tut: In einem Jahrzehnt mag die Situation ganz anders aussehen und neue Gemeinderäte (oder sogar die alten) möchten die Strecke doch reaktivieren, wie sowohl im Zerniener wie im Karwitzer Rat vor wenigen Jahren gefordert wurde. Haben die Beschlüsse noch Bestand? Was, wenn die Bundesstraßen für wachsenden Straßenverkehr nicht mehr ausreichen? Wenn ganz neue Belastungen dazukommen: Militärtransporte gen Osten, die zum großen Teil durch Niedersachsen gehen? In vielen Gebietskörperschaften in mehreren Bundesländern hat man sich bereits stark darüber geärgert, nicht wenigstens die Trassen zu sichern – für welche Nutzung auch immer. Denken in ein, zwei Legislaturperioden ist immer zu kurzsichtig.
Friederike Borowsky
Glieneitz