Wahnsinn im Wildvogelparadies
▶ Betrifft: Windkraftausbau im Wendland
Die Wendländer drehen am Rad. Windräder sind geplant, fast so hoch wie der Hamburger Funkturm, mitten im Lebensraum von Seeadlern und Rotmilanen der Elbtalaue! Flächenbesitzer sehen hohe Einnahmen winken, während ihnen „Ideen“ von Energie-Projektierern vorgestellt werden, durch die sie ihre artenreichen Landschaften industrialisieren lassen, sogar wunderschöne Täler und Wälder, die, wie zum Beispiel bei Drethem/Glienitz, direkt ans Niedersächsische Biosphärenreservat grenzen. Um überregional Städte und Großindustrie mit erneuerbaren Energien versorgen zu können, sind circa 270 Meter hohe Windräder geplant – teilweise in den Fluglinien und im Lebensraum von Seeadlern, Rotmilanen, Turmfalken, Wildgänsen, Kranichen, Schwänen, Störchen, Fledermäusen und weiteren unter Naturschutz stehenden Arten.
Wenn Flächenverpächter jährliche Megagewinne erwarten, sind Artenschutz und berufliche Existenzen anderer Dorfbewohner zweitrangig, die scheitern, weil Tourismus und Artenvielfalt in der Region zum Beispiel aufgrund von Geräuschbelastungen zurückgehen. Gleichzeitig offenbart und bezeugt dies, wie heutzutage den Landwirten ihre beruflichen Perspektiven erschwert werden, sodass sich manche für leichtere Einnahmequellen begeistern lassen. Selbst wenn damit massive Natur(zer)störungen einhergehen, die ihre eigenen Ländereien betreffen. Obwohl Jens Heymann (EJZ vom 28. April.) schreibt, die Avacon warne: „Wenn Solaranlagen oder Windparks in Regionen gebaut werden, wo es schon viele Erneuerbare, aber wenig Energiebedarf und begrenzte Netzkapazitäten gibt, dann bringen sie wenig Zusatznutzen.“
Weil jedes Windrad für Flauten eine Absicherung durch konventionelle
Energieerzeugung braucht, springt oft das Ausland für Deutschland ein – ein
teures und fragwürdiges Konzept. Zudem wird weltweit mit neuen, ungewöhnlichen
Energiegewinnungsmöglichkeiten experimentiert, so wie früher im Wendland mit
Solar und Windkraft, was zunächst auch als ungewöhnlich galt. Lüchow-Dannenberg
als Modellregion für alternative Lebensweisen und „Erneuerbare“ ist insbesondere
verpflichtet, den Natur- und Artenschutz in der Energiegewinnung umfassend
mitzudenken, statt über das Ziel hinauszuschießen und Menschen sowie
Artenvielfalt überdimensionalen Zielen unterzuordnen und wertvolle
Naturerfahrungs- und Erholungsräume für Jahrzehnte zu (zer)stören. Dr. Ulrike
Anders (Hausärztin, Lüchow, Leserbrief vom 8. März) schreibt daher treffend:
„Kommunalpolitiker verscherbeln unser Tafelsilber“, weil naturnahe Rückzugsorte
heutzutage immer seltener und kostbarer werden!
Joy Spenner
Glienitz