Von „Empörung“ war wenig zu spüren
Betrifft: Artikel „Ruhig gefragt und empört ablehnt“ (EJZ vom 8. April)
Auch ich habe an der Informationsveranstaltung in Küsten teilgenommen und war sehr angetan. Die Veranstalter wollten ein Forum schaffen, in dem man sich gegenseitig zuhören konnte. Dank der hervorragenden Moderation von Kerstin Rudek ist ihnen das gut gelungen.
Es war grundlegend anders als in Gemeinderatssitzungen sonst üblich: Jede und jeder kam zu Wort und konnte ausreden. Fragen wurden sowohl von den kompetenten Referenten beantwortet als auch teilweise von Menschen aus dem Publikum, die sich mit der Thematik schon eingehend beschäftigt hatten. Beispielsweise über hochgiftige Stoffe in der Atemluft, wie PFAS und Mikro-/Nanoplastik aus dem Rotorblätterabrieb. Die konzentrierte Stille während der Referate, die Dichte und Vielseitigkeit der vermittelten Inhalte haben mich sehr beeindruckt. Hier war ein großer Bedarf feststellbar, der auf Gemeinderatssitzungen normalerweise nicht befriedigt wird: der Bedarf nach Informationen, die dem komplexen Thema gerecht werden, die wichtige Aspekte kontrovers beleuchten und ein großes Fragezeichen hinter dem Slogan machen, dass Windkraft eine saubere, umweltschonende Energiealternative wäre. Von „Empörung“, wie sie im Artikel der Elbe-Jeetzel-Zeitung bereits in der Überschrift behauptet wurde, war hier wenig zu spüren. Wie kommt der Journalist zu so einer Fehleinschätzung?
Die Menschen waren berührt, betroffen und erreichbar. So stellte ein Besitzer von potenziell für die WEA-Nutzung infrage kommenden Flächen die Frage an den Biologen, ob es aus Umweltschutz-Sicht besser wäre, die Windräder auf den Acker statt in den Wald zu stellen. Er machte sich also Gedanken, wie mit der Technologie möglichst wenig Schaden angerichtet werden könnte. Wenn dieses Nachdenken durch die Veranstaltung angeregt wurde, wäre das doch bemerkenswert?!
Er bekam übrigens die Antwort: „Auf den Acker!“ – Und es wurde wohl allen an
diesem Abend klar, dass das nur die Wahl des etwas kleineren Übels sein kann.
Denn egal, wo die Anlagen stehen: sie verschandeln das Landschaftsbild, erzeugen
neue, ganz konkrete Probleme und Schäden bzw. werfen viele ungelöste Fragen auf.
So zum Beispiel die technische Frage nach der Stromspeicherung, die nicht
möglich ist. Und nach dem Stromabtransport, der – laut Avacon
– auch in den bis
2035 geplanten Netzen überhaupt nicht gewährleistet ist. Auch das Thema der
gesundheitlichen Risiken durch Infraschall und Vibration, wie Frau de Witt in
ihrem Leserbrief ergänzte, ist alles andere als geklärt. Hier gibt es wohl viel
mehr im Rahmen der Vorsorgepflicht durch offizielle Stellen zu tun, als
öffentlich bekannt ist oder bekannt gemacht wird?!
Birgit Bokel
Hitzacker