Leserbrief der

vom 05.03.2025

Die Katze im Sack

Betrifft: Windenergieausbau in der Gemeinde Schnega

Im Oktober fand im Gemeinderat Schnega eine Veranstaltung statt: „Windpark Molden“, lese ich. Schockstarre. Molden ist kein Windvorranggebiet. Umso aggressiver der Ton der Vortragenden, die Deutungshoheit über das Recht wird sich angemaßt, wie auch die Selbstverständlichkeit, über die Köpfe der Einwohner im goldenen Bündnis mit Politikern und Grundstückseigentümern Fakten zu schaffen. Hätte sich ein solches Szenarium Schiller träumen lassen, als er „Die Kraniche des Ibykus“ schrieb? Die Bürgerinitiative bittet die Gemeinde um einen Vortrag über die fünfjährige Arbeit.

Über diese Sitzung berichtet die EJZ. Kein schönes Foto von den herrlichen Tieren, die am Himmel schweben, ziert die Zeitung, auch kein Wort über die Dokumentationen der BI, die Darstellung der rechtlich bindenden Schutzgebiete. Als Schlusslicht wird der Vortrag in wenigen nichtssagenden Sätzen bravourös abgefertigt. Kein Thema, dass sich im Rat nicht bei allen Mitgliedern Freude ausbreitete (seltsames Interesse zeigte sich in einem Zwischenruf „Wo sind denn die Fledermäuse?“) an einem Vortrag, der an die Ethik der Politiker und ihrer Entscheidungen appelliert.

Diese Berichterstattung kann als eine gezielte journalistische Schieflage bezeichnet werden, da sie Bedeutsames unterschlägt und vergleichsweise Unwichtiges in großen Lettern präsentiert. Wie unverhohlen tendenziös in seriöser Verpackung die Berichterstattung ist, zeigt sich an dem Artikel vom 18. Februar über den „Solarpark Satkau“: Mit schickem Foto – Landschaftsschutz muss lediglich beseitigt werden – brauchen wir nicht Landschaftsvernichtungsgesetze – die Überschrift des Schnegaer Artikels schmilzt zum Schlusswort: „Der Mobilpunkt . . .“ Die Gewichtung hat sich unter der mächtigen Feder des Berichterstatters ins Gegenteil verkehrt. Nein, Herr Kassel, wir sind keine Wandervogelsekte, die aus Jux und Tollheit die Vögel kartiert. Bitte zum Mitschreiben und zum Auffrischen: Die BI heißt Aura Integra, Aura steht für den Lebensraum und Integra für die Unversehrtheit der Natur und der Kreatur. Wir werden das Unsere dazu beitragen, dass nicht anstelle der Vögel am Himmel unausweichlich die Betongiganten platziert werden, die für eine zubetonierte Vernunft stehen, die weder Maß noch Ziel kennt und irreversibel das Leben ausverkauft.

Die Elbe-Jeetzel-Zeitung ist gefordert, nicht nur die Giganten in der Idylle, im Abend-, im Morgenrot, in der Mittagssonne, im Wald und auf der Heide, zu preisen, sondern der Gegenrede gewahr zu werden, der Rede gegen das Ausufern eines Energiegesetzes, welches die Autorität von Behörden gezielt untergräbt, ihre Entscheidungen durch die Hintertüre boykottiert, um den über die Jahrzehnte errungenen Schutzstatus der Natur zugunsten der Habgier auszumerzen, ja, Habgier, ein altbekanntes psychologisches Konzept, welches die Selektion von Leben in seiner ungeschriebenen Präambel trägt.

 

Sigrid Maria Groh,
Molden

Bearbeitet am: 05.03.2025/ad

Bezugsquelle der EJZ

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