Leserbrief der

vom 12.07.2025

Unsere Dörfer werden verarmen

▶ Betrifft: Infoabend zu Windkraft in Zernien

Diese Werbeveranstaltung der Projektentwickler für die Windindustrie (JUWI) wurde lediglich interessant durch einen Vortrag eines Vertreters des örtlichen Netzbetreibers. Er erklärte, wie viel Aufwand es kostet, neue Windparks an das Netz anzuschließen und die Überkapazität an Strom zu entsorgen. Da konnten wir auch erfahren, dass es nicht optimal ist, über ständig neue Windparks zu diskutieren, sondern besser über Leistungen. Durch den Austausch kleinerer Anlagen in bestehenden Windparks gegen weniger, aber leistungsstärkere Anlagen (Repowering) konnten wir die gewünschten Leistungen deutlich schneller und effizienter erreichen, ohne das lokale Netz erweitern zu müssen.

Der ständig wiederholte Satz von der JUWI: „Wir brauchen diese neuen Windparks für die Energiewende“ ist meines Erachtens also falsch. Richtig war demgegenüber die Aussage von der JUWI, dass in Deutschland niemals ein (Wasserstoff-)Speicher gebaut werden kann, der bezahlbar und groß genug ist, um eine Dunkelflaute zu überstehen. Batterien können bestenfalls helfen, das Netz kurzzeitig zu stabilisieren, aber längst nicht so gut wie Kraftwerke mit ihren Netzstabilisierenden Schwungmassen. Meiner Meinung nach sind die Resonanzschwingungen durch zu viele Windparks ein Problem für ein Elektrizitätsnetz. Sie können die Netzfrequenz bis zum Blackout destabilisieren. Spanien musste auf der harten Tour lernen, dass für ein stabiles Stromnetz mindestens 40 Prozent des Stroms aus Kraftwerken benötigt werden. Durch das europäische Verbundnetz können wir ausländische Kraftwerke nutzen, um unser Netz zu stabilisieren. Um diese Abhängigkeit zu reduzieren, müssen wir selber Kraftwerke bauen. Diese Gaskraftwerke werden die Stromkosten senken, weil sie dort gebaut werden, wo die Netze ihrer Vorgänger noch vorhanden sind. Im Gegensatz dazu werden alle Kosten für neue Windparks und deren erforderlichen Netzausbau über das EEG-Gesetz mitbezahlt und den Verbrauchern in Rechnung gestellt.

Durch die Windindustrie werden unsere Dörfer verarmen, weil sie sich nicht mehr weiterentwickeln können. Durch die Abstandsregelung zwischen Dorf und Windpark darf in diesem Bereich nicht mehr gebaut werden und es wird auch innerhalb eines Dorfes, das durch Windräder belastet wird, kein Großstädter noch Interessen haben, hier zu bauen oder zu renovieren. Zudem verscherbeln die Ratsmitglieder mit ihrer Windindustrieplanung unser Tafelsilber, nämlich die Landschaft mit ihren intakten Wäldern. Also weg vom irrigen Gedanken, dass neue Windparks eine Win-win-Situation wären für die Energiewende und die Gemeinde. In Wirklichkeit sind sie eine Lost-lost-Situation für die Netzstabilität sowie für die Bevölkerung und deren Umgebung.
 

Egbert de Beyer
Alt Bellahn
 

Bearbeitet am: 12.07.2025/ad

Bezugsquelle der EJZ

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