vom 02.04.2025

Über die Ästhetik von Windkraftanlagen

▶ Betrifft: Windenergiepläne und -ausbau in DAN

Ich möchte den Blick auf etwas anderes richten als auf die objektiven Statistiken zu den Vor- und Nachteilen der Windkraftanlagen. Die Ästhetik ist davon ausgenommen – sie ist nicht messbar. Es geht um den Menschen mit seinem Empfinden, seinen Bedürfnissen – schlicht das Lebendige. Die entscheidenden Faktoren sind weder Kopf noch Intelligenz – schon gar nicht die künstliche –, sondern das Herz, die Seele, die Sinne.

Der Mensch folgt ganz natürlich seiner Sehnsucht nach Ruhe und Ausgeglichenheit. An die Stelle von grauen Industrieanlagen und hektischem Verkehr tritt die landschaftliche Schönheit der Natur. Wälder, Wiesen, Küsten, selbst wogende Getreidefelder befriedigen zutiefst das Bedürfnis des Menschen nach unbegründeter Erfüllung seiner selbst – nach Ruhe und Rückzug. Landschaft wird durch den Menschen verändert, es werden Zäune, Hinweistafeln, Aussichtstürme gebaut. Solange diese sich in Form, Material und Farbe in die Landschaft einfügen, der Umgebung angemessen, können sie sogar das Natur-Bild ergänzen. Die Eigenart der Natur bleibt erhalten. Nun werden überall in Deutschland flächendeckend Windkraftanlagen errichtet und kein Ende in Sicht – auch hier im Wendland. Und das in einem bisher nie da gewesenem rasanten Tempo und gigantischen Ausmaß. Dazu kommen die Eingriffe zur notwendigen Infrastruktur für die Installation der Anlagen und für die Stromautobahnen, die Naturgebiete in ganz Deutschland zerschneiden. Diese an Wahnsinn grenzende Errichtung der massen- und mastenhaften Industrieanlagen ist eine unnachahmliche Respektlosigkeit vor Mensch und Natur.

Windenergieanlagen (WEA) mit mittlerweile gigantischen Höhen von 250 Metern oder mehr lassen sich nicht mehr in die Landschaft integrieren, schon gar nicht hier im flachen Wendland. Durch den industriellen Charakter werden sie in der Natur als besonders entfremdend erlebt. Die Höhe und die weit ausladenden Rotorblätter sind naturfremde Strukturen und sorgen für Unruhe. WEA bilden schlicht eine unübersehbare Dominanz in dem an sich natürlichen Erscheinungsbild – sie übernehmen die optische Ordnung.
Gerade hier im Wendland wirken WEA aggressiv auf den lang gestreckten Horizont, der natürlicherweise Weite und eine Verbindung zum Himmel herstellt. Das Bild der Ganzheit wird zerstört. Sich drehende Rotorblätter verlassen auch nicht das Bild wie fahrende Autos, Flugzeuge usw. Sie kreisen ständig in unserem Blickfeld und nötigen den Betrachter, sie immerfort wahrzunehmen. Windparks verriegeln die Landschaft – man schaut durch ein Gitter –, es gibt keinen Weitblick mehr. Zudem findet eine gleichförmige Nivellierung der an sich lebendigen Landschaft statt – eine uniforme Ansicht entsteht. Und natürlich bedeuten WEA eine immense Lichtverschmutzung in der Dunkelheit. Ungestörte Lichtverhältnisse in der Nacht sind ein wichtiger Charakter insbesondere hier im Wendland. Und zum Schluss: das Ende der Stille!

Gerald Brieskorn,
Küsten

Bearbeitet am: 02.04.2025/ad


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