Leserbrief der

vom 18.03.2023

Krieg gegen die Natur

Betrifft: Artikel „Fast fünffache Fläche“ (EJZ vom 8. Februar)  

Lange Zeit habe ich es belächelt, wenn Rechte das Gespenst einer Öko-Diktatur heraufbeschworen haben. Wenn ich nun aber lese, wie von oben herab der Landkreis verpflichtet werden soll, 2,55% seiner Fläche als Vorranggebiete für Windenergie auszuweisen, scheint mir dieser Begriff doch etwas Reales zu bezeichnen. Allerdings Öko im anderen Sinne, von Ökonomie, die sich massiv gegen die Ökologie richtet, also gegen Natur und Landschaft. Die Zeitenwende rückwärts hat sich wohl auch auf den Politikstil ausgewirkt: Hierarchie auf militärische Art mit Befehl und Gehorsam statt föderaler Vereinbarung. Ebenso auf die mediale Darstellung: Einseitigkeit und ständige Wiederholungen statt Begründungen.  

In der Vielfalt seiner Landschaft und Natur liegt der besondere Wert des Wendlands. Zusammen mit der Ruhe gibt sie ihm die Attraktivität, dass immer wieder Menschen hier leben wollen, hierher kommen und bleiben. Ihr Wert hat aber auch überregionale Bedeutung: für Erholung und Regeneration von Luft und Wasser, insbesondere aber für den Artenschutz. Verluste hier könnten nicht anderswo ersetzt werden. Die jetzigen 0,56% Vorranggebiete sind wohl schon mit Bedacht ausgewählt worden und die empfindlichsten Naturgebiete wurden verschont. Trotzdem ist einer Dokumentation des Fledermausbeauftragten zu entnehmen, dass bei stichprobenartigen Zählungen unter 4 der 8 Windparks 159 geschlagene Fledermäuse und 35 geschlagene Vögel entdeckt wurden. Dabei geht es hier nur um die gefundenen Todesopfer, die Beeinträchtigungen der Gesundheit bleibt da ja noch außen vor. Die von Windanlagen ausgehenden Druckimpulse und Schattenbewegungen sind für viele Tiere Alarmsignale. Ständige Fehlalarme bedeuten Stress oder Desensibilisierung gegenüber realen Gefahren. Sensible Menschen können notfalls in die Städte fliehen, andere Tiere können das nicht. Die Besiedlungsdichte gerade von bedrohten Tierarten ist dort am größten, wo die menschliche Besiedlung am geringsten ist.

Schlimm genug, dass Minister Meyer so wenig Interesse am Naturschutz hat und sich in seinen Befehlen nur durch veraltete Daten und Zahlen leiten lässt. Aber wo bleibt der Widerstand auf Kreisebene von Menschen, die die hiesige Natur kennen müssten? Stattdessen vorauseilender Gehorsam wie das \"Wir werden alles, alles, alles was nur geht, möglich machen\" der Landrätin, die sogar noch mehr als gefordert ausweisen will.

Im Internet auf einer \"Sonnenseite\" ist ein sehr bemerkenswerter Satz zu finden: \"Den Krieg, den die Menschheit gegen die Natur angezettelt hat, kann sie nicht mit weiteren Nuklearwaffen gewinnen, sondern nur mit 100% Erneuerbaren Energien\". Eine wohl unbeabsichtigte Wahrheit und Folge 100%iger Verblendung.

 

Jobst Quis Molden

Bearbeitet am: 18.03.2023/ad

Bezugsquelle der EJZ

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