Zum Bericht „Windkraftausbau“
Zum „Windkraftausbau“ von Dr. Julia Verlinden (EJZ
23.2.18) und Olaf Lies, Wirtschaftsminister, EJZ 26.2.18)
Mehr Autos, vor allem SUVs, mehr Flugverkehr, mehr
Windkraftanlagen. Die einen künftig elektrisch angetrieben,
die anderen mit 10% ökologischem Senföl im Kerosin, um 7%
weniger CO2-Emissionen vorweisen zu können, die letzteren,
„um weitere Rückschritte beim Klimaschutz zu verhindern“
(Dr. Julia Verlinden). Das soll nachhaltiger Umweltschutz
sein?
Kein Wunder, wenn die beiden Parteien, die hier den
ambitionierten Mund voll nehmen, um „Öko-Strom“ und
grüngewaschenen Konsum anzupreisen, in der größten
Glaubwürdigkeitskrise ihrer Geschichte stecken und weiter
abgewählt werden. Haben die (längst nicht mehr) „Grünen“ und
die Pseudo-„Roten“ denn nichts von der fortgeschrittenen
Energiewendediskussion kapiert? Oder befürchten sie, mit dem
Stand der Erkenntnisse ihr Klientel zu verprellen?
Die Vernunft müßte doch auch ihnen sagen: Es gibt kein
Wachstum ohne weitere Ressourcenplünderung; es gibt keine
Hyper-Mobilität ohne Erderwärmung; es gibt keine
„naturverträglichen“ Energiezuwachs ohne Zerstörung der
Natur. Wieviel mehr als die bereits 30.000 Windkraftanlagen
müssen es denn noch werden, bis man den realen Irrsinn
durchschaut, dass die Energiewende in der heutigen Form
nicht nur längst gescheitert ist, sondern mittlerweile
selbst zu dem Problem geworden ist, das sie zu lösen
versprach: ein Umweltproblem.
Wenn jetzt im Spätkapitalismus, höchst
sozialismusverdächtig, kostenlose Busse und Bahnen für die
Massen anvisiert werden, dann scheint man das Offenkundige
nicht mehr verheimlichen zu können: dass es in erster Linie
die imperiale Lebensweise (Brand/Wissen 2017) jener
Emittenten ist, die sich in ihrem suchthaften
Konsumverhalten, insbesondere ihrem Mobilitätswahn, ändern
muss. Unlängst, am 1.2., las man in der EJZ, wie schlimm vor
allem der Flugverkehr „mit Blick auf die persönliche
Umweltbilanz“ ist: Der CO2 Ausstoß eines einzigen Fluggastes
bei einem Langstreckenflug bzw. bei zwei ‚normalen‘
Flugreisen entspricht dem, „was ein häufig gefahrenes Auto
innerhalb eines ganzen Jahres verursacht“ [!].
Wenn man bedenkt, dass 2016 in Deutschland die Zahl der
Flugpassagiere auf 111,9 Mio angestiegen ist, dann kann sich
jedes Kind (mit seinem smarten Phone) ausrechnen, in welchem
Mengenverhältnis dies zum ebenfalls höchst prekären
Straßenverkehr steht, der, was die individuelle
Kilometerleistung angeht, dem Automobilisten allerdings
echtes Geld kostet. Fliegen geht billiger: 6.385 km von
Berlin nach NY kosten bloß noch 139,99 EUR. Mit „wenig Geld
um die halbe Welt“ (EJZ 23.2.2019) zerstört man lässig die
ganze.
Was hat das alles mit denen zu tun, die seit Jahrzehnten
nach mehr Windkraft schreien? Am 12.11.2014 erfuhr man es in
einer Spiegel-online-Untersuchung: „Ausgerechnet die Wähler
der Grünen steigen am liebsten ins Flugzeug“, diejenigen,
die sich als die Speerspitze des Umweltschutzes sehen …
Dr. Thomas Krauß
Schnackenburg |