„Irrungen, Wirrungen“ – Das EEG und der Verlust von Natur und Kultur

Rede von Enoch zu Guttenberg am 4.11.2017 in Brandenburg

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

zunächst, liebe hochverehrte Frau Ehresmann, möchte ich herzlich und aufrichtig für Ihre Einladung danken. Ich bin zwar ein waschechter Süddeutscher, genauer gesagt Oberfranke, den es nur hin und wieder aus beruflichen Gründen in den Osten verschlägt. Aber ich kenne natürlich die Mark Brandenburg, dieses ruhige, verschwiegene Land von hinreißender Anmut, das niemand je in schönere und tiefere Worte gekleidet hat als Theodor Fontane.

Gleich nach der Wende habe ich mir zwei lebenslange Wünsche erfüllt: Die Thomas Kirche in Leipzig mit dem Grab Johann Sebastian Bachs- und Fontanes Land, Ihre Heimat, die Mark Brandenburg zu besuchen. Beide Erlebnisse erfüllten mich mit einem -erhofften- stillen Gefühl des Glücks. Meine Seele fand sich aufgehoben und umsponnen einmal vom Geist des größten deutschen Komponisten, zum andern von einer der schönsten und inspirierendsten, wirklich im allerbesten Sinne deutschen Landschaften. Dass jetzt grüne Vandalen und spätkapitalistische Heuschreckenschwärme (die Sozialdemokraten unter Ihnen werden mir erlauben, Franz Müntefering, als einen der großen und aufrichtigen Bundes-Politiker zu zitieren) also-, dass jetzt grüne Vandalen und spätkapitalistische Heuschreckenschwärme skrupellos über dieses Land, über Ihr Zuhause, herfallen und dessen zauberhaftes Antlitz brutal vernichten, macht mich ebenso traurig und depressiv, wie es mich vor Abscheu schüttelt und mit kaum zu bändigendem Zorn erfüllt.

Ja-, Fontanes „Wanderungen“ durchs Havelland, das Oderbruch und den Spreewald stehen natürlich zuhause in meiner Bibliothek, neben den anderen bekannten Romanen: „Jenny Treibel“, „Effi Briest“, „Der Stechlin“ und schließlich neben den berühmten „Irrungen, Wirrungen. Das ist immer noch Pflichtlektüre für jeden, der noch ein wenig hält auf das, was einmal als klassisches Bildungsideal gegolten hat.

Irrungen, Wirrungen, dieses Begriffspaar aus der Feder des großen Dichters beschreibt jenen Zustand sehr treffend, der augenblicklich herrscht in unserem Land, in Europa, in weiten Teilen der Welt. Nicht nur die Energiepolitik betreffend, sondern auf vielen anderen Feldern des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens.

Manchmal fühle ich mich dabei -mit düsteren Ahnungen- an die unselige Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erinnert.

Wirre Zeiten bringen selten Gutes hervor. Sie rufen vor allem oft jene auf den Plan, die ideologische Fahnen schwenken und vorgeben, die Welt „entwirren“ zu (wollen) können. Und wenn sich die Welt nicht entwirren lassen will, greifen sie zur Gewalt.

Die Sorgen treiben mich um, wie auch Sie meine Damen und Herren, und lassen oftmals nicht mehr schlafen. Daher stehe ich heute vor Ihnen. Ich bin, wie Sie wissen, von Beruf Dirigent und meinen Ensembles, die übrigens in diesem Jahr beide ein rundes Jubiläum feiern, und meinem Publikum verpflichtet. Und eigentlich verlangt meine künstlerische Arbeit meine volle Hingabe und meine ganze Kraft.

Doch Menschen wie Ihnen, die diesen grauenhaft zermürbenden Kampf gegen die Windmühlen-Monster kämpfen und damit auch einem Zeitgeist widerstehen, der sich der oben erwähnten Rettung der Welt verschrieben hat und genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er vorgibt, bewirken zu wollen, kann und darf ich nicht absagen.

 

 

Und ich habe, das möchte ich auch hier vor Ihnen wiederholen, in meinem ganzen Leben nicht so viele, anständige, mutige und engagierte Menschen kennengelernt, wie in diesen Jahren, in denen mich eine verantwortungslose, korrupte, unsäglich verlogene Energie- und Umweltpolitik durchs Land treibt, um hier und da vielleicht noch das Schlimmste, oder besser gesagt das Schlimmste vom Schlimmsten zu verhindern. Vor allem dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.

Ja, Schlimmstes zu verhindern, ist immer noch möglich. Es ist zum Glück nicht so, dass wir gar keine Erfolge hätten. Die beharrliche Aufklärungsarbeit von aktuell mehr als 1000 Anti-Windkraft-Bürgerinitiativen in ganz Deutschland, die Aufklärungsarbeit des Bündnisses Vernunftkraft, also IHRE Arbeit, trägt Früchte.

Wie jüngst der Magdeburger Umweltökonom Joachim Weimann im Berliner „Tagesspiegel“ schrieb, werden in Kürze zehn Prozent aller deutschen Gemeinden eine Anti-Windkraft-Initiative haben. „Das ist Bürgerprotest in einer Breite, wie sie so in Deutschland nur ganz selten vorkommt“, schreibt Weimann.

Dass der „Tagesspiegel“ so etwas überhaupt druckt, darf schon als Erfolg gelten. Angesichts der zum Himmel schreienden Ignoranz, mit der unsere Medien diese gewaltige Welle des Bürgerprotests kleinreden oder schlechthin ignorieren. Eines Protests, der längst die Ausmaße der Anti-Atombewegung erreicht, wenn nicht überschritten hat, zumindest, was die Zahl der Initiativen anbelangt.

Vielleicht muss unsere Bewegung einfach, ich scheue mich nicht, dieses Wort zu gebrauchen, militanter werden, sich an den Betonfundamenten der Windmonster festketten, die Anfahrt der Tieflader mit den riesigen Stahlmasten und Rotoren blockieren und die Baustellen besetzen, ganz wie es einst die Atomgegner in Wackersdorf in der Oberpfalz oder Wyhl am badischen Rhein taten oder die Gegner der Startbahn West des Frankfurter Flughafens. Damit die Medien diesen geballten Unmut hunderttausender Bürgerinnen und Bürger nicht mehr ignorieren KÖNNEN und berichten MÜSSEN, um sich nicht vollends unglaubwürdig zu machen.

Vor allem lässt sich am Umgang mit unseren Bürger-Initiativen das ach so neue Demokratieverständnis der Grünen festmachen. Waren nicht gerade, ehrenwerter Herr Trittin, viele der heute grünen Establishment-Politiker, die einstigen Einheizer außerparlamentarischer Opposition und Gründer heißer Bürgerinitiativen! Irrungen, Wirrungen: heute lassen Grüne WindkraftBaustellen von Polizeikolonnen bewachen, Demonstranten einkesseln, und Radpanzer vorfahren. So geschehen September 2017 an der Bergidylle „Stillfüssel“ bei Wald-Michelbach im Odenwald. Schon im Vorfeld bekamen Mitglieder der Bürgerinitiative „Gegenwind Siedelsbrunn“ Besuch von Kripo und Staatschutz und wurden darüber belehrt, welche Geldsummen fällig würden, wenn der Betontransport für das erste von fünf Betonfundamenten behindert werde. Ich verkneife mir hier Vergleiche mit der jüngeren deutschen Geschichte, an Einschüchterungsmaßnahmen aber, wie sie in Staaten zum Einsatz kommen, denen wir gemeinhin eine lupenreine demokratische Kultur abzusprechen pflegen, darf ich mit Verlaub aber doch erinnern.

Der verantwortliche grüne Wirtschaftsminister von Hessen, Tarek Al-Wasir, sollte fürderhin auf die morgendliche Rasur verzichten und sich einen Vollbart wachsen lassen, damit er nicht mehr gezwungen ist, jeden Tag in den Spiegel zu schauen, in ein Gesicht, in dem nichts mehr geschrieben ist als der blanke Herrschaftswille.

 

 

 

 

Lassen Sie mich noch einmal zurückkommen auf unsere kleinen und größeren Erfolge. Auch das rosarote Bild von Windparks als nimmer versiegende Melkkuh für klamme Kommunen und raffgierige Bürgermeister scheint langsam graue Flecken zu bekommen. „Vom Winde verwehte Prognosen - Donnersbergkreis verzockt sich mit Windrädern“ ist ein Beitrag im öffentlich-rechtlichen Südwestrundfunk übertitelt. Dort wird plastisch geschildert, wie sich im rheinland-pfälzischen Donnersberg aufgrund vorgetäuschter optimistischer Windprognosen ein erwarteter Gewinn aus drei Windparks von 2,8 Millionen Euro in einen Verlust gleicher Höhe zu verwandeln droht. Wie formulierte noch mal Franz Müntefering: „Manche Finanzinvestoren verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten -wir sagen: an die Menschen, deren Heimat und Geld sie vernichten-. Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her -wir sagen: und fallen wie Heuschrecken über Land und Leute her-, grasen sie ab und ziehen weiter. Gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen wir." O-Ton Franz Müntefering, Mitte April 2005. Ja, meine Damen und Herren, gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen auch wir!

Der Donnersbergkreis ist kein Einzelfall. Ganz im Gegenteil! Die Fährten solcher -ich nenne sie beim Namen- Wirtschafts-Verbrecher überziehen die Republik und werden von offiziellen Berichten belegt, wonach die Rendite von Windparks im Bundesdurchschnitt gerade mal bei mageren 2,5 Prozent oder sogar darunterliegt. Steuern und Inflation weggerechnet, bleibt von diesem „Windkraft-Wirtschafts-Wunder“ für viele Anleger bestenfalls das blaue Auge einer schwarzen Null. Wenn sich das herumspricht, müssten es sich potentielle Anleger künftig dreimal überlegen, im Wind armen deutschen Binnenland noch in Windparks zu investieren; und - es ließe sich zudem damit endlich der unmoralische Goldgräberwahn nimmersatter Windradgrafen stoppen, die verantwortungslos mit der Verpachtung weniger Hektare ihres ererbten Waldes über die Stromrechnungen der kleinen Leute viel, viel mehr verdienen, als auf ihrem gesamten Groß-Grund-Besitz und dabei außerdem die geliebte Heimat ihrer Mitbürger für alle Zeit zerstören.

Und-, um weiter von positiven Entwicklungen zu berichten, es gibt in Nordrhein-Westfalen sogar eine neue Landesregierung aus CDU und FDP, die den Ausbau insbesondere der Windkraft kräftig beschneiden will und dafür von Lobbyisten der Erneuerbaren Energien-Branche heftig gescholten wird. Getroffene Hunde bellen, und das ist immer ein gutes Zeichen.

So beklagte jüngst die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert, eine der schamlosesten Apologetinnen der Energiewende, in der Zeitschrift “Capital“, dass die neue Regierung - welche Unverfrorenheit! - „innovationsfeindliche Mindestabstandsflächen“ für Windmühlen festlegen und das von Rot-Grün verabschiedete Klimaschutzgesetz kippen wolle. Jetzt obliege es, so Kemfert, den Grünen, die „Kräfte der Moderne“ zu mobilisieren und dieses „Schreckensszenario“ abzuwenden.

 

 

Irrungen, Wirrungen:

Welches Schreckensszenario meint die Dame, die von willfährigen Journalisten schon zur „Miss Energiewende“ ausgerufen wurde?

 

 

 

-Sicher nicht die gänzlich ruinierten, verspargelten, verspiegelten, verdrahteten Landschaften,

-sicher nicht die um den Wert ihres Immobilienbesitzes gebrachten Zwangs-Nachbarn gigantischer Windparks,

-sicher nicht die zu Hunderttausenden gehäckselten Vögel und Fledermäuse,

-sicher nicht die abgeholzten Wälder,

-sicher nicht die von den Schallemissionen der Windmonster um den Schlaf und ihre Gesundheit gebrachten Menschen,

-sicher nicht die lebensfeindlichen Maiswüsten rund um die Biogasanlagen,

-sicher nicht die grausam zugerichteten Dachlandschaften selbst Denkmal geschützter Gebäude?

 

Ach ja, Frau Kemfert, die Kräfte der Moderne...

-Ist es unmodern, in einer intakten Landschaft leben und sich erholen zu wollen?

-Ist es unmodern, ruhig schlafen zu wollen?

-Ist es unmodern, gesund an Leib und Seele bleiben zu wollen?

-Ist es unmodern, Vögel und Fledermäusen schützen zu wollen?

doch! -ehrenwerte Frau Kemfert- Sie mögen Recht haben, Naturschutz scheint tatsächlich unmodern!

Und welch’ infame Rolle sich die modernen Umweltverbände in diesem unsäglich abgekarteten Spiel zugeschoben haben, wird mich in meinem Exkurs heute noch etwas präziser beschäftigen.

Die FDP hat übrigens einige der von Vernunftkraft formulierten Positionen in ihr Parteiprogramm übernommen und ist immerhin die einzige Partei, die die sog. Energiewende nicht mehr kritiklos mittragen will, sieht man von der AfD ab, die es sich zu einfach macht, und die Existenz eines zum erheblichen Teil von uns Menschen mit verantworteten Klimawandel nicht anerkennt. In Nordrhein-Westfalen scheint sich das jetzt endlich auch in praktischer Politik niederzuschlagen. Gott sei Dank.

Trotz dieser durchaus positiven Anzeichen eines stetig wachsenden Umdenkens fürchte ich allerdings, dass uns die Zeit davonläuft.

Um ein Kernkraftwerk zu planen und zu bauen, brauchte es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, doch ein Waldstück für ein Windrad ist in einem Tag abgeholzt, die turmhohen Anlagen selbst entstehen binnen Monaten.

Die Zeit wird knapp, umso mehr nach dieser Bundestagswahl, die für mich ein denkbar unbefriedigendes Ergebnis gezeitigt hat. Dass mit der AfD eine, zumindest in Teilen, rechtsradikale Partei als drittstärkste Kraft in den Bundestag eingezogen ist, halte ich im Land, das den Holocaust verschuldet hat und den zweiten Weltkrieg vom Zaun brach, für ein historisches Verhängnis. Dass die Grünen an der Seite der programmatisch und moralisch entkernten, allseits kompatiblen Merkel-Union und einer -jedenfalls bisher- notorisch wankelmütigen FDP nun wohl erneut in die Regierungsverantwortung kommen, ist für mich ein fast ebenso großes Unglück.

 

 

Ich hatte im Stillen gehofft, in Berlin werde sich eine Regierungskonstellation wie in NRW ergeben, die es möglich gemacht hätte, endlich das ganze Konstrukt dieser Menschen und Schöpfung verachtenden sog. Energiewende und damit vor allem das Erneuerbare-Energien-Gesetz grundsätzlich in Frage zu stellen, was sage ich abzuschaffen, einschließlich der verhängnisvollen, baurechtlichen Privilegierung von „Ökokraftwerken“ im Außenbereich, also in der offenen Landschaft. Und endlich dem Windindustrie-Horror, dem „Solarpark“- und Biogaswahnsinn, die das Gesicht unseres Landes und seine Natur schändet, die Menschen krank macht und ganze Regionen in Aufruhr versetzt, und den Klimaschutz keinen Millimeter voranbringt, endlich Einhalt zu gebieten.

Warum diese sog. Energiewende nicht funktioniert und nicht funktionieren kann, wissen Sie. Aber lassen Sie mich, es langweilt mich schon fast, noch einmal die wichtigsten Fakten wiederholen:

  1. 1. Der deutsche Stromverbrauch macht nur ein Fünftel unseres Energiebedarfs aus. Selbst wenn es möglich wäre, Strom zu 100 % emissionsfrei zu gewinnen, wäre dies kein nennenswerter Beitrag zu einer Energiewende, die diesen Namen auch verdient und uns tatsächlich auch beim Überleben unserer Gattung behilflich ist. Aber diese emissionsfreien 100 % Strom würden das Gesicht unseres Landes bis zu Unkenntlichkeit zerstören, ich komme noch genauer darauf zurück.

 

  1. 2. Aktuell decken rund 28.000 Windkraftanlagen ganze 1,6 % unseres gesamten Energiebedarfs. Würden nur 5 Prozent unseres Energiebedarfs durch Windkraft gedeckt, müssten in ganz Deutschland alle acht Kilometer ein Windindustriegebiet von zehn Anlagen stehen. Deutschland, einig WindradTerror!

 

  1. 3. Windkraft ist hierzulande außerordentlich ineffektiv. Die Anlagen erreichen nur 1500 bis 2.500 Volllastunden. Ein Jahr hat 8.760 Stunden!

 

 

  1. 4. Die Bereitstellung Erneuerbarer Energien fluktuiert stark. Immer wieder kommt es zu spektakulären Einbrüchen. So etwa die zehntägige „Dunkelflaute“ im Januar 2017. Man ließe hoffnungsvoll über Speicher-Technik nachdenken, heißt es dazu fröhlich aus Regierungskreisen und kauft aus Tschechien und Frankreich bedenkenlos Atomstrom ein.

 

  1. 5. Die Speicherproblematik ist ungelöst und wird ungelöst bleiben. Um eine jederzeit mögliche zwanzigtägige Dunkelflaute zu überbrücken, bräuchte man einen Speichersee von der Größe des Bodensees oder 3.640 Pumpspeicherwerke vom Typ des größten deutschen Pumpspeicherkraftwerks Goldisthal in Thüringen. Batteriespeicher sind technisch und wirtschaftlich im großen Maßstab ebenso wenig darstellbar wie die viel gerühmte Power-to-Gas-Technologie und sind und bleiben reines Wunschdenken. Die sog. Energiewende ist ohne Speicher nicht machbar und mit Speichern nicht bezahlbar, ganz abgesehen von den enormen Ressourcen, die dafür benötigt würden. Die Politik geht mit dem Thema Speicherung gerade so dumm und unverantwortlich um, wie wir dies seit UrZeiten von dem bis heute ungelösten Thema der Atommüllentsorgung kennen.

 

  1. 6. Die Kosten für die sog. Energiewende explodieren. Aktuell werden jährlich 25 Milliarden Euro aus den Taschen der Bundesbürger und der Industrie an wenige Profiteure von Wind- und Solaranlagen und reiche Grundstücksverpächter umverteilt. Das ist Subventionskapitalismus pur. Der bisher wohl schamloseste Auswuchs eines spätkapitalistischen Systems. Dabei wird „Grünstrom“ - welch ein Wort - bei Leistungsspitzen teuer ans Ausland verschenkt, und gleichzeitig nicht produzierter Strom aus abgeregelten Anlagen teuer vergütet. Diese Komödie ist an tragischer Komik nicht zu überbieten. Im Verhältnis zu dieser politischen Logik, sind die bekannten Schildbürger dann aber mindestens den Relativitäts-Theoretikern um Albert Einstein zu zuordnen.

 

  1. 7. Der Strompreis ist in Deutschland mit am teuersten in der EU. Allein für die EEG-Umlage plus Netzentgelt muss ein Durchschnittshaushalt 550 Euro im Jahr berappen. Das ist vor allem für ärmere Menschen nicht tragbar und unsozial. Vor allem dann, wenn deren Geld -siehe oben- in den Säcken der gerade beschriebenen Adressaten landet. Wo bleibt denn da das ach so soziale Gewissen, das sonst die Grünen mit Riesen-Lettern auf ihre Fahnen geheftet haben?

 

  1. 8. Die angestrebte „Sektorkopplung“, also die Umstellung auch der Bereiche Wärme und Verkehr auf „Ökostrom“, würde den Energieverbrauch ins Unermessliche steigern. Die dafür benötigten Mengen an „Ökostrom“ sind selbst nach Meinung von Experten, die der Erneuerbaren-Lobby nahestehen, nicht zu realisieren und schon gar nicht umweltfreundlich, sondern heizten den CO2-Ausstoß nur noch weiter an.

 

  1. 9. Seit der sogenannten Energiewende ist der CO2-Ausstoß, und darum geht es ja vor allem, nicht gesunken, sondern gestiegen. Um die immer größeren Versorgungslücken des Zappelstroms auszugleichen, müssen konventionelle Kraftwerke sehr ineffektiv und teuer herauf- und heruntergefahren werden, was die Klimabilanz verschlechtert. Nicht zu reden von tschechischen und französischen Atomkraftwerken, die immer wieder für unseren Welten-Retter-Wahn einzuspringen haben…

 

  1. 10. Der deutsche CO2-Ausstoß beträgt 2,23 % des weltweiten CO2-Ausstoßes. Vom gesamten deutschen CO2-Ausstoß fallen auf unsere Energiewirtschaft 43 %. Somit liegt nach Adam Riese dieser Anteil satt unter einem Prozent des weltweiten Kohlendioxydausstoßes. Dieser Anteil wird den Klimawandel so wenig jucken, wie einen Elefanten ein Mückenstich.

Und schließlich

  1. 11. werden wir immer gefragt, woher denn dann der Strom kommen solle? Nach diesen 10 Punkten ist diese Frage ist so bodenlos dumm, wie sie dümmer nicht sein kann. Denn die zugegeben riesigen Probleme mit den Mitteln dieses lächerlichen EEG lösen zu wollen, ist ungefähr so intelligent, wie mit einem Mountainbike auf dem Nürburgring gegen Formel I-Wägen antreten zu wollen.

 

 

 

 

 

Lassen Sie mich noch ein paar Worte zum Klimawandel sagen. Ich werde immer wieder gefragt, ob ich an den Klimawandel „glaube“. Auch diese Frage ist Unsinn. Denn der Klimawandel ist ein physikalisches Phänomen und keine Glaubensfrage. Dass sich das Klima auf der Erde derzeit erwärmt, ist eine Tatsache. Viele internationale Mitstreiter, ich auch, haben in den letzten 40 Jahren immer wieder vor einem drohenden, bzw. schleichenden Klimawandel gewarnt. Wie schnell dieser Wandel allerdings die Welt ereilt, damit hat tatsächlich niemand von uns traurigen „Propheten“ gerechnet. Die Folgen des Klimawandels, sind heute schon für Flora und Fauna dramatisch und daher für die Menschen auch. Was die Zukunft bringt, wissen wir alle nicht. Dass wir aber alles Menschenmögliche tun müssen, um unser Planetenraumschiff überlebbar zu halten, ist erste Pflicht. Aber doch, um Gottes Willen, nicht mit diesen Mitteln! Wir müssen -frei nach Martin Luther- erst mal heute unser Apfelbäumchen hier! pflanzen…

und nicht diesen Wandel mit den gleichen Mitteln des unbegrenzten Wachstums und mit der Zerstörung bekämpfen zu wollen, die ihn letztlich ausgelöst haben. Das halte ich persönlich für absolut wahnsinnig, pervers und selbstherrlich, wie es in der Genesis beim Sündenfall beschrieben ist. Wer die Zerstörung des uns erhaltenden Systems durch Zerstörung des Systems aufhalten will, ist, mit Verlaub, geisteskrank. Oder ein wenig weniger verzweifelt formuliert: Wir zerstören mit unserer Klimapolitik hier und jetzt das, was wir eigentlich mit deren Hilfe bewahren wollen.

Ein Letztes zu diesem Thema: Es ist unmoralisch und hochgefährlich, Menschen, die womöglich begründete Zweifel an der aktuellen Klimapolitik äußern, als neuzeitliche Ketzer zu stigmatisieren, die den Klimawandel „leugnen“. Diesen Umgang mit Andersdenkenden haben wir in Deutschlands Geschichte schon mehrfach durchdekliniert.

 

Irrungen Wirkungen, es wird mir bang…

 

Meine Damen und Herren, die von mir oben genannten 10 Punkte zählen derzeit nicht in der sogenannten Realpolitik. Wenn jetzt, wie es aussieht, die Grünen in Berlin wieder am Kabinettstisch sitzen und vielleicht, wie kolportiert wird, ein „Superministerium“ für Umwelt und Energie übernehmen, dann werden sie die Böcke der Windkraft- und sonstigen Erneuerbaren-Lobby zu Gärtnern machen, getreu dem Vorbild der einst so erbittert bekämpften CDU, die gleiches Spiel schon eins zu eins mit den Atomlobbyisten auf unser aller Kosten trieb. Dann, meine Damen und Herren, dann gnade uns Gott! Denn dann wird sich die Dosis des Gifts, das unser Land zerstört, noch einmal kräftig erhöhen.

Auf Biegen und Brechen und um jeden Preis will diese sogenannte Ökopartei, die sich jetzt ganz dem „grünen“ Wachstum - ein schlimmer Widerspruch in sich - verschrieben hat, am hehren Ziel von „100-Prozent-Erneuerbar“ festhalten.

Und wissen Sie eigentlich, meine Damen und Herren, was 100 % emissionsfrei gewonnener Strom für unser Land bedeutet? Diesen Grünen-Traum, was sage ich, diesen Grünen-Alptraum hat das Fraunhofer-Institut nüchtern ausgerechnet: 100 % emissionsfrei gewonnener Strom bedeuten 80.000 Windräder in der Republik, ein Solarpark von der Größe des Saarlandes und ein Maisfeld von der halben Größe des Landes Hessen. Diese Horrorvision ist in der Parteiphilosophie der GRÜNEN festgeschrieben und bedeutet endgültig den Tod unserer deutschen Kulturlandschaft und ist dabei nichts anderes als eine brutal verlogene Feigenblatt-Politik für das WEITER-SO unseres nach wie vor maßlosen und energiesüchtigen Lebensentwurfs.

Vielleicht werden die Grünen in den Koalitionsverhandlungen, was Innere Sicherheit, was Einwanderung betrifft, den einen oder anderen, halbgaren Formelkompromiss eingehen müssen. Dafür wird man ihnen bereitwillig die Möglichkeit einräumen, sich auf dem Feld der Energiewende und des „Klimaschutzes“ auszutoben.

So ähnlich übrigens, wie es Schwarz-Grün in Hessen unter dem CDU-Ministerpräsidenten Volker Bouffier praktiziert, dessen grüner Umweltminister Tarek Al-Wazir gerade dabei ist, den unsagbar schönen, hessischen Odenwald mit seinen lieblichen Laubwäldern, seinen Streuobstwiesen und roten Sandsteinformationen mit bis zu 400 Windindustrieanlagen zu überziehen und selbst die wunderbaren nordhessischen Wälder, darunter der Sagen umwobene Reinhardswald mit seinen mächtigen, Jahrhunderte alten Hute-Eichen, restlos zu industrialisieren, zu ruinieren.

Auch in der Schleswig-Holsteinschen Jamaika-Koalition, dem offenbar ziemlich reibungslos funktionierenden Vorbild für ein solches Konstrukt im Bund, dürfen die Grünen mit ihrem Vorzeige-Minister Robert Habeck in Sachen Energiewende weiter schalten und walten. Der Kieler Koalitionsvertrag sieht gerade mal eine vage Anpassung von Abstandflächen vor. Sonst blüht in diesem Papier die übliche Energiewende-Jubelrhetorik, angereichert mit Innovationslyrik und dem immer gleichen Gerede von Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum.

Ein mögliches Klimaschutzgesetz, Quoten für die sogenannte E-Mobilität, Diesel-Fahrverbote und ein Einstieg in den Kohleausstieg werden im Bund neue Sachzwänge schaffen, um die schon heute kläglich gescheiterte sog. Energiewende weiter voranzutreiben. Diese Wende ist aber nichts anderes als ein widerlicher, letzter Vernichtungskampf unserer Endverbraucher-gesellschaft gegen die uns eigene, uns schützende, uns nährende, uns Identität stiftende Heimat und Natur. Ob die grünen Protagonisten noch zu ihren Lebzeiten für diese Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich: Auch für diese Ideologie wird man sich eines Tages in Deutschland schämen; spätestens wenn alles Grün zerstört sein wird, für welches Verantwortung zu tragen diese Partei einmal ausgezogen ist…

Ich bekenne offen, dass ich am Abend dieser Bundestags-Wahl tief deprimiert war und mich noch nicht einmal meine Partituren trösten konnten.

Zum bevorstehenden Jubiläum meiner beiden - ich benutze in diesem Kontext bewusst das schreckliche deutsche Wort - „Klangkörper“ beschäftige ich mich einmal mehr mit Joseph Haydns „Schöpfung“. Haydn beschwört darin mit der ihm eigenen Verbindung von aufklärerischem Optimismus und christlicher Glaubensgewissheit den göttlichen Schöpfungsakt von der Formlosigkeit des Beginns bis zur Erschaffung des Menschenpaares Adam und Eva vor dem Sündenfall. Ein verlorenes Paradies. Ich muss gestehen, dass mir die Tränen kommen, wenn ich diese Musik dirigiere, weil sie mich an unser irdisches Paradies gemahnt, das uns nach den Worten der Genesis zur Bewahrung übergeben wurde, und welches wir gerade im Begriff sind, für immer zu verlieren. Durch unsere Gier, durch unsere Dummheit, durch unsere Maßlosigkeit.

Ich bin also, liebe Freunde und Mitstreiter, gerne zu Ihnen gekommen, weil für mich eine solche Rede vor Menschen, die ähnlich denken, ähnlich fühlen und ähnlich handeln, wie ich, auch wieder ein Ansporn ist und eine Art Antidot gegen den zersetzenden Geist der Resignation. Andererseits fällt es mir immer schwerer, durch Deutschland zu fahren, mein geliebtes Heimatland, das immer noch so viele Orte berückender Schönheit aufweist. Doch über all dem, auch über dem allerletzten Winkel, hängt das Damoklesschwert der Verheerung.

Einstweilen gibt es sie noch, die weitgehend intakten deutschen Kulturlandschaften, doch man muss sie schon suchen. Große Teile des Voralpenlandes, einer für Deutschland nachgerade emblematischen Landschaft, sind vom Windwahn noch weitgehend verschont, auch der Pfälzer Wald, der Spessart, der Steigerwald…

 

Der Odenwald, noch kaum tangiert vom Windwahn, steht aber schon auf der Abschussliste. Das berühmte „Greiner Eck“ bei Hirschhorn am Neckar mitten im EU-geschützten Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, mitten im Welt-Naturerbe, dem UNESCO-Geo-Park, wurde bereits Opfer der Zerstörungswut. Ein Umweltverbrechen erster Güte, das von einer grünen Regierungspräsidentin betrieben und gedeckt wurde und Beispiel ist für eine behördliche Genehmigungspraxis, wegen deren zerstörerischer Folgen man vor kurzem noch in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden wäre. Zerstörte heute einer eine Altdorferlandschaft in der Münchener Pinakothek, er würde mit Sicherheit auf seinen geistigen Zustand geprüft und von der „normalen“ Gesellschaft ausgesondert. Aber, meine Damen und Herren, Deutschland besitzt immer noch Landschaften, die noch viel umwerfender, viel ergreifender und schöner sind als die kostbarsten-, die berühmtesten Gemälde, weil sie voller Leben sind, voller geschütztester Leben. Und diese werden jetzt, nach guter deutscher Art, in diesem Fall von grünen Schreibtischtätern zur Vernichtung freigegeben. Mir ist bang um Deutschland, mehr fällt mir dazu nicht ein…

Je weiter man indes nach Norden und Osten kommt, also in Ihre schöne Heimat, desto seltener werden die Beispiele für das, was einmal die Schönheit und Harmonie unseres Landes und seiner vielfältigen Provinzen ausgemacht hat. Wenn ich lese, dass allein bei Ihnen in Brandenburg schon fast 3.700 Windmühlen die Horizonte versperren, mit 6.500 Megawatt installierter Leistung, der größten kumulierten Leistung unter allen Bundesländern, wundert mich das nicht. Weitere 2.400 Megawatt sollen noch hinzukommen, wobei dies schon das „abgespecktes“ Ziel ist. Ursprünglich war geplant, die Leistung sogar auf 10.500 Megawatt zu steigern!

In der Landesplanung allerdings spiegelt sich diese Reduktion noch nicht. Die Regionalen Planungsgemeinschaften setzen nach den mir vorliegenden Informationen die Ausweisung von Windeignungsgebieten in Ihren Wäldern ungebremst fort. Ziel sind jene ominösen zwei Prozent der Landesfläche, die auch in anderen Bundesländern für das große und so unscheinbar-harmlos klingende Ziel der „Dekarbonisierung“ geopfert werden sollen. Was nach wenig klingt, bedeutet im Klartext, dass es so gut wie keine Orte mehr geben wird, die nicht von den riesenhaften, über Dutzende von Kilometern sichtbaren Industrieanlagen dominiert werden. Zwei Prozent der Landesfläche für Windparks, das sind 100 Prozent Landschaftszerstörung, 100 Prozent Naturzerstörung, 100 Prozent Heimatverlust.

Und Ihre Landesregierung in Potsdam redet stolz von einer Erfolgsgeschichte, preist das Land als Vorreiter beim Ausbau der Erneuerbaren Energien. Und der „Spiegel“ spricht in diesem Zusammenhang allen Ernstes von „blühenden Landschaften“, die die Energiewende dem Osten gebracht hätten. Die lebensfeindlichen, neuen „Energielandschaften“ als „blühende Landschaften“ zu bezeichnen, ist ein ganz und gar unredlicher, ein schäbiger Vergleich, eine sprachliche und gedankliche Pervertierung, die sich nahtlos einreiht in den abscheulichen Neusprech der Windkraft-Ideologen.

Das Dritte Reich, meine Damen und Herren, war das Neusprech-Dorado schlechthin. Und es lässt erschauern, dass sich der faschistoid-manipulative Umgang mit unserer Sprache längst wieder in den Alltag eingeschlichen hat. Deshalb bleibt es bei jedem Diskurs über alternative Energien unumgänglich, erst einmal den Neusprech zu entlarven, dessen sich die ehrenwerten Energiewender so redegewandt bedienen.

 

Irrungen und Wirrungen zu schaffen in den Köpfen ahnungsloser Menschen, das ist der Zweck all dieser Neuschöpfungen. Ökostrom! Schon an diesem Wort, längst in aller Munde, möchte man ersticken. Kann denn „Öko“- „Grün“- oder „Naturstrom“ tatsächlich über gerodete Wälder, über Vogel- und Fledermausmord, über den Ruin ganzer Landstriche und ökologischer Kreisläufe gewonnen werden? Und gleich ein weiteres dieser barbarisch missbrauchten Worte:

 

Parks. Wir finden sie in euphemistischen Fügungen wie Wind-„Park“ oder Solar-„Park“, ganz ähnlich dem Atompark, den die wackeren Atomkraftgegner einst zu Recht als PR-Hülse entlarvt hatten. Heute handelt die sich längst wie die einstigen Atomkonzerne gebärdende Erneuerbaren-Branche nach dem gleichen Muster. Es verwundert nicht: skrupellos die einen, skrupellos die andern; es geht um Geld, viel Geld…

Im hergebrachten Sinn des Wortes waren Parks, Sie wissen das natürlich, jene zauberhaften Landschaftsgärten des Spätrokoko, deren gestaltete Schönheit der Seele wie dem Körper innere und äußere Erquickung schenken sollten. Selbst der jämmerlichste Stadtpark und die heute ebenfalls von der Windkraft bedrängten Naturparks sind diesem Ideal verpflichtet.

Eine der allerschönsten dieser Oasen findet sich nicht weit von hier, das Dessau-Wörlitzer Gartenreich, übrigens auch das längst im Visier der Windindustrie. Wohlgemerkt, auch dies ein Unesco-Weltkulturerbe. Es gab Proteste, die, wie meist, annähernd wirkungslos blieben. Man einigte sich, um den monetär so attraktiven Status Weltkulturerbe nicht zu gefährden, auf einen „Kompromiss“. Die zwölf geplanten Anlagen in Sichtweite des Gartenreichs sollen nun nur noch 180 Meter hoch werden und keine roten Markierungen an den Rotorblättern erhalten. Damit sollen sie von „ebenerdigen“ Standorten im Park nicht mehr sichtbar sein. Irrungen-Wirrungen:

Es ist unfassbar. Und die sachsen-anhaltinische Landeskonservatorin Ulrike Wendland entblödet sich nicht, in einer Pressemitteilung die „gute Lösung“ zu preisen, „die schon jetzt bundesweit Beachtung bei Denkmalpflegern findet“. Ja, glücklich kann ein Land sein, das über solche verantwortungsbewusste und weitsichtige Hüter seiner Kulturdenkmäler verfügt!

Eigentlich ist auch das Wort „Windmühle“ für ein Windkraftwerk eine schamlose Aufhübschung, denn es gemahnt an die pittoresken Holländermühlen, die nichts, aber auch gar nichts gemein haben mit den Industriemonstern, außer dem Prinzip, aus Wind Energie zu gewinnen. Und „Windräder“ trifft es auch nicht, auch wenn auf Hochglanzprospekten der Erneuerbaren-Lobby pausbackige Kinder gerne in solch selbstgebastelte aus Papier hineinpusten. Wie hier die Sinne schon unserer Jüngsten verwirrt werden, auch das erinnert mich doch sehr an gar nicht so ferne, unselige Zeiten.

Lassen Sie mich nach diesem semantischen Exkurs zurückkommen auf die unerfreuliche Realität hier in Brandenburg. Man sollte doch meinen, dass es jetzt endlich genug sei, dass Brandenburg seinen Beitrag zur Rettung der Welt geleistet hat. Vielleicht kann uns Dr. Freytag etwas dazu sagen, ob die noch zu den 6.500 Megawatt installierter Windkraftleistung geplanten 2.500 Megawatt tatsächlich hinzukommen und ob dieses seitens der Landesregierung reduzierte Ausbauziel wirklich das Ende der Fahnenstange sein wird. Denn - vor Ort ist einstweilen wenig zu spüren von dem verkündeten Wandel. Die Regionalen Planungsgemeinschaften, ich sagte es schon, setzen weiter die Ausweisung von Windeignungsgebieten fort, vor allem in den Wäldern. Alles Augenwischerei? Dr. Freytag, wir wollen, wir müssen Konkretes von Ihnen hören. Die tatsächlichen Verantwortungsträger wissen, dass sie niemals solch einer Veranstaltung standhalten könnten und verstecken sich feige hinter Ihnen, dem Abteilungsleiter Energie und Rohstoffe. Ihnen zollen wir Respekt, dass Sie gekommen sind. Den abwesenden Damen und Herren der hohen Politik sollten wir vielleicht einen Aufbaukurs für Verantwortung und Zivilcourage spendieren. Volksnähe jedenfalls schaut anders aus.

Was wir heute sehen, ist erst ein Anfang, ein müder Aufgalopp für das, was die barbarischen Energiewende-Technokraten noch in petto haben mit unserem Land. Zurzeit drehen sich zwischen Flensburg und Berchtesgaden, Aachen und Görlitz, jedenfalls dann, wenn der Wind einmal weht, rund 28.000 Windkraftanlagen und jeden Monat kommen ein paar hinzu.

 

Zusammen mit der Photovoltaik erzeugen sie gerade mal gute drei Prozent des deutschen Primärenergieverbrauchs.

Laut Energiewende-Planung soll die installierte Gesamtleistung von heute 45 Gigawatt auf mindestens 190 Gigawatt gesteigert, also mehr als vervierfacht werden. „Kein Standort wird vor ihnen sicher sein“, schreibt der bereits erwähnte Professor Weimann im „Tagesspiegel“. „In Deutschland werden flächendeckend große Windparks entstehen mit riesigen Anlagen in enger Nachbarschaft zu Wohngebieten, wenn der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung umgesetzt wird“.

Sie brauchen nur in den, in weiten Teilen völlig der Windkraft geopferten, Hunsrück fahren, eine einst stille, karge Mittelgebirgslandschaft, in der Edgar Reitz seine Heimat-Trilogie gedreht hat, um einen Vorgeschmack zu bekommen auf das, was uns überall noch blüht. Oder fahren Sie mitten hinein ins Fontane-Land, auf die Nauener Platte zwischen Schloss Ribbeck, ja jenem Schloss Ribbeck des „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, dem Fontane seine wohlbekannte Ballade widmete, - und in den gleichfalls von Fontane beschriebenen Brieselanger Forst westlich von Spandau. Hier stehen sage und schreibe 160 Windkraftanlagen, dicht an dicht, so viele, wie sonst wohl nirgendwo auf so engem Raum.

„Der Brieselang ist eine schwindende Macht, an Terrain verlierend wie an Charakter, aber auch noch im Schwinden ehrwürdig, voll Zeichen alter Berühmtheit und alten Glanzes“, schrieb Fontane im dritten Band seiner „Wanderungen“, in wehmütigem Ton, weil die Zivilisation schon damals immer näher an dieses Refugium heranrückte. Heute dürfte mit der Invasion der Windkraftwerke ein Endpunkt dieser Entwicklung erreicht sein. Man muss alte Bücher lesen, um zu erfahren, was wir verloren haben.

Drei das Antlitz unsers Landes radikal verändernde Umgestaltungs-und Zerstörungswellen haben wir im vergangenen Jahrhundert- und zu Beginn dieses Jahrhunderts erlebt. Deren erste, die Vernichtung unserer alten Städte in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges, blieb als schwer zu bewältigendes Trauma im kollektiven Gedächtnis, in uns allen haften. Aus dieser selbst verschuldeten Katastrophe, die unser Land bereits einen Großteil seines kulturellen Erbes kostete, resultieren mit einer gewissen Folgerichtigkeit die nächsten Zerstörungswellen.

Auf die Kriegsverheerungen folgten der hemmungslose Bauboom, die Flurbereinigungen und Flussbegradigungen der Wiederaufbau- und die Wirtschaftswunderzeit der 50er bis 70er Jahre. Diesen Entwicklungen fiel, rein statistisch gesehen, mehr an alter Bausubstanz und wertvollem Kulturerbe zum Opfer als alle Bomben zusammen es vermochten.

Wenn man will, kann man den damaligen Furor der Umgestaltung auch als kollektiven Versuch interpretieren, die materiellen Artefakte einer dunklen Epoche auszulöschen. Und mit ihr die alten, angeblich überkommenen Strukturen der Landnutzung.

Vergleichbares geschah, wie Sie wissen, auch im kommunistisch beherrschten Teil Deutschlands. Auch hier machte man sich daran die Reste der alten Städte, Weimar, Greifswald, Berlin, einzuebnen und Bauernhöfe zu Agrarfabriken umzubauen, um Platz zu schaffen für ein neues Deutschland mit neuen, besseren Menschen. West und Ost: In ihren ideologischen Irrungen und Wirrungen waren sich die beiden Teile Deutschlands immer ähnlich.

Und nun rollt eine weitere, womöglich die letzte Zerstörungswelle durch unser Land und tilgt, was die vorherigen gnädig oder auch nur zufällig übriggelassen haben. Wir sind dabei, die Fehler der Vergangenheit nicht nur zu wiederholen, sondern um ein Vielfaches zu übertreffen. Jetzt nämlich geht es nicht mehr um gesprengte Stadtschlösser, denaturierte Flüsse, zerschnittene Wälder und in die Landschaft geklotzte Gewerbegebiete, jetzt sind wir auf dem allerbesten Wege, unserer eigenen Identität restlos den Garaus zu machen.

 

Identität nämlich erwächst aus Natur und Landschaft. Und sie äußert sich in Kultur. Unsere herrlichen fränkischen Fachwerkdörfer drängen sich nicht grundlos in die Mulden und Hänge der Mittelgebirge. Die Bauernhöfe des Voralpenlandes thronen nicht willkürlich auf ihren Moränenhügeln. Sie sind Ausdruck einer gewachsenen, geglückten Symbiose, eines harmonischen Zusammenklingens von Mensch, Natur und Kultur, eines einander bedingenden humanen Maßes. Und bis vor dem Zweiten Weltkrieg war dieses Maß noch selbstverständliche Tugend, ein großer Schatz im Unterbewusstsein der mitteleuropäischen Bevölkerung.

Doch nichts davon gilt mehr in Zeiten der Energiewende. Denn die mittlerweile zehntausendfach unsere Landschaften beherrschenden Windkraftwerke nebst den anderen Artefakten der „grünen“ Energierevolution - Solarparks, Hochspannungsleitungen, gigantische Maisfelder - durchbrechen jedes Menschenmaß. Es ist das Elendsbild eines besetzten, seiner selbst beraubten Landes, das hier in aller Deutlichkeit und Schauerlichkeit vor uns tritt.

Und wieder und immer noch steht die Politik im Zeichen der Vergangenheitsbewältigung. Jetzt geht es nicht mehr darum, der Welt zu bewiesen, dass wir ein modernes Land sind, sondern dass wir auch ökologischer, sozialer, vorausschauender sind als der Rest der Welt. Wir öffnen bereitwillig unsere Grenzen für Millionen von Immigranten, wir lassen unsere Soldaten nicht kämpfen, sondern Brunnen bohren und Schulen bauen, wir bieten Potentaten wie Putin, Erdogan, Orban und auch Trump-Amerika die Stirn, wir schalten gleichzeitig die Atom- und Kohlekraftwerke ab und retten das Weltklima. Kurz: Wir zeigen der Welt, wie es besser geht! Der bessere Mensch, er ist Fleisch geworden! Und der bessere Mensch, wer hätte das gedacht, ist ein Deutscher!

Oder, um Bernd Ulrich, den stellvertretenden Chefredakteur der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT und früheren Büroleiter der Fraktion der Grünen im Deutschen Bundestag zu zitieren: „Deutschland ist das einzige Land auf der Welt, dessen zentrale Geschichte von sich selbst weder von Heldentum noch von Märtyrertum handelt, sondern von Schuld, Buße, Läuterung (…). Dies aber ist kein Defizit, sondern ein eigener Ton im Konzert der Völker. In dieser Besonderheit liegt vielleicht sogar der tiefste Grund für die Erfolgsgeschichte, die dieses Land nach 1945 schreiben durfte, so unautoritär, divers, ökologisch und ökonomisch stark, wie es nun geworden ist.“ Wohlklingende Worte. Doch was ist dies anderes als die gute, nein die schlimme alte deutsche Hybris. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen! Das ist, wenn ich dies ohne Zynismus bemerken darf, schon mehrere Male ganz entsetzlich schiefgegangen. Nein, wir haben uns nicht geändert.

Schuld, Buße, Läuterung. Sie sind, so meine ich, die tieferen, die eigentlichen Motive unserer famosen Energiewende, die gegen jede technische, ökonomische und ökologische Vernunft ins Werk gesetzt wird. Das Motiv der Buße klingt auch in einer Publikation des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg an. Im Infoblatt „Faktencheck Windenergie und Energiewende des LNV“ heißt es: „Wir haben lange Zeit übermäßig viel Energie konsumiert und uns nicht um die Schäden bei deren Gewinnung gekümmert. Die Energiewende zwingt uns, ihnen ins Auge zu sehen und dies nicht nur anderen zuzumuten.“

Es ist also demnach nur recht und billig, wenn wir unser Land zerstören. Wir haben es nicht anders verdient. Eine reichlich perverse Logik, meine Damen und Herren.

Aber ganz so einfach ist es ja doch nicht. Erstens ist der endgültige Ressourcenverbrauch für die Windenergie und Solartechnik im Inland am Letzten, was wir noch hatten, was noch übrig ist, am gigantischen Landschafts- und Naturverbrauch zu ermessen und hat längst verbrecherische Qualität angenommen. Und zweitens beuten wir jetzt für Wind- und Sonnenenergie skrupellos Entwicklungsländer aus und werden natürlich auch „nach“ dieser tollen Energiewende nicht aufhören, Rohstoffe aus fremden Ländern zu beziehen.

Vielleicht werden wir, was ich begrüßen würde, den heimischen Braunkohletagebau schließen. Aber wir werden weiter Öl importieren, solange, bis keines mehr da ist, und CO2 ausstoßen, solange wir nicht endlich ein radikal neues Lebenskonzept für die westliche Welt gefunden haben. Und wir werden natürlich weiter Metalle und seltene Erden einführen, ohne die z, B. die vielen Millionen geplanten Elektroautos nicht funktionieren. Kobalt beispielsweise ist ein wichtiger Bestandteil von Batterien und findet sich vor allem in der Demokratischen Volksrepublik Kongo, einem notorisch instabilen Land, in dem Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen für uns, die guten und die grünen Menschen an der Tagesordnung sind.

Nein, die sog. Energiewende wird uns nicht exkulpieren, wir werden nicht „schuldlos“ leben können, wenn wir nicht bereit sind, unseren Lebensstandard radikal abzusenken. Und dieses Thema ist das dickste Brett, das kein Politiker mehr bohren will. Wenn überhaupt, wird uns kein „grünes Wachstum“ retten, auch dieses grüne Wachstum ist auf Verbrauch, Verbrauch und nochmal Verbrauch eingerichtet!, sondern nur ein „Weniger“ auf allen Gebieten. Maßnahmen der konsequentesten Energieeinsparung müssen unbedingten Vorrang haben vor dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren.

Also:

-Verpflichtende Netzschalter für alle Elektrogeräte, denn noch immer benötigt der Gebrauch von Stand-by-Geräten die Kapazität zweier Atomkraftwerke. Kommentar überflüssig!

-Energieeffizienz aller privaten und industriellen Maschinen steigern, Abwrackprämie für energieintensive Maschinen und Geräte. Kommentar überflüssig!

-Endlich Tempobegrenzung auf Autobahnen. Kommentar überflüssig!

-Innerdeutsche Flüge auf die Bahn verlagern. Kommentar überflüssig!

-Saubere Gas- und Dampfkraftwerke zumindest als Brückentechnologie für die nächsten 40 Jahre. Allein in Bayern könnten nur sechs dieser hochmodernen Kraftwerke die wegfallende Atomkraft ersetzen. Kommentar überflüssig!

Dann bräuchte es weder Windräder noch teure Stromtrassen. Kommentar überflüssig!

 

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Im Übrigen büßen, um an das vorher Gesagte anzuschließen, vor allem jene Menschen wie Sie, hier auf dem Land, wo der angebliche Ökostrom erzeugt wird, während die sich so grün und sozial gebenden städtischen „Eliten“ sich mit ihren Grünstrom-Abos ein gutes Gewissen und einen schlanken Fuß machen, um weiter bedenkenlos einem Ressourcen intensiven Lebensstil frönen zu können. Und im Zweifelsfall verbringen sie ihren Ökourlaub nicht im Erneuerbare-Energien-Paradies-Brandenburg, sondern in Neuseeland oder Patagonien. Allein der Flug dorthin ruiniert jede Klimabilanz. In diesem Zusammenhang ließ gerade der derzeitige Lufthansa-Vorstand seine Kundschaft wissen, er freue sich über die sichere Prognose, dass im kommenden Jahr 7,5 Milliarden Menschen fliegen werden, und dass die Lufthansa viel von diesem Kuchen haben will und haben wird. Meine Damen und Herren 7,5 Milliarden Menschen werden sich nächstes Jahr rund um und über unserem Planeten bewegen.

Wie war das noch mit dem Mountainbike und dem Nürburgring?

Oder anders gesehen, die 7,2 Milliarden Menschen in der Luft sind genauso unvorstellbar wie bald 100.000 Windräder in unserem kleinen Land. Der Turmbau zu Babel war im Vergleich zu unserem Leben wohl ein kleines Einfamilienhaus…

 

 

Aber lassen Sie mich nicht in billige Polemik verfallen, sondern noch einen Blick auf die höchst unrühmliche Rolle der traditionellen Naturschutzverbände werfen. Wie Sie wissen, darf ich mich, wie man gerne sagt, zu den Urgesteinen des deutschen Natur- und Umweltschutzes zählen. Vor mehr als 40 Jahren hatte ich die Ehre, zusammen mit großen Männern wie Bernhard Grzimek, Hubert Weinzierl, Horst Stern und Herbert Gruhl, den Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND) mit aus der Taufe zu heben.

Ich war in dieser Gründerzeit Vorstandsmitglied und Sprecher des wissenschaftlichen Beirats. Dann ging mir infolge des Verrats an der Philosophie der BUND durch die neue Führung von Hubert Weiger nach und nach das Heimatgefühl in meinem, nach der Musik, zweiten Vaterhaus verloren. Eine scheußliche, beinahe traumatische Erfahrung. Schließlich trat ich 2012 aus dem BUND aus. Die anrüchigen Geschäfte mit der Erneuerbaren-Industrie, der niederträchtige Verkauf der eigenen Kinder, wie den Natur- und Landschaftsschutz an die neuen Herrn der Windradlobby und der schäbige Umgang mit seinem großen Vorgänger, Hubert Weinzierl, dem Doyen des europäischen Naturschutzes ließen mir keine Wahl. Und Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich einmal härter gegen meine einstigen Mistreiter kämpfen müsste, als gegen die Beton- und Atompolitiker von einst.

Im vergangenen Jahr zog mich der BUND, in Person seines großen Vorsitzenden Prof. Hubert Weiger, sogar vor Gericht, wegen Persönlichkeitsverletzung und auf Unterlassung falscher Behauptungen. Ich hatte gewagt, darauf hinzuweisen, dass führende Persönlichkeiten des BUND für die Windkraftlobby arbeiteten und die Windkraftlobby und BUND mithin eng und geschäftlich verquickt seien. Eigentlich eine lapidare Feststellung. Denn Prof. Weiger und seine Mannen lassen kaum eine Gelegenheit aus, um gemeinsam mit den Interessenvertretern der Erneuerbaren-Branche, wie sie meinen, die Energiewende äußerst lukrativ voranbringen zu wollen.

Es gibt viele schlimme Belege und Hinweise, wie eng, vertrauensvoll und -ich will es einmal vorsichtig ausdrücken- wie in jeder Hinsicht löhnend, ach Entschuldigung lohnend das Verhältnis ist zwischen dem BUND und den Vogel- und Fledermaushäckslern, den Waldabholzern und den Landschaftsvernichtern. Und siehe da, der BUND zog seine Klage gegen mich zurück, weil das Gericht ihm nahegelegt hatte, dass die Aussichten zu obsiegen, denkbar gering seien. Eine spektakuläre Niederlage, über die ich mich allerdings nur sehr kurz gefreut habe. Denn eine Rückbesinnung des BUND und auch des NABU auf die eigentlichen Ziele eines verantwortungsvollen Natur- und Landschaftsschutzes ist nach wie vor nicht erkennbar.

In einem Brief wies ich zum wiederholten Male den ehrenwerten Professor Weiger auf die horrenden Fledermaus- und Vogelmordzahlen durch Windräder hin.

Der große Vorsitzende, mein einstiger Mitstreiter, erklärte dazu schriftlich: Im Straßenverkehr würden mehr Vögel getötet als durch Windräder. Diese Antwort verschlug mir die Sprache, denn so viel miserable Missachtung der eigenen Philosophie hätten wohl nicht einmal Weigers schärfste Kritiker für möglich gehalten. Und außerdem so stimmt das nicht. Mit Autos werden keine Greifvögel, Störche oder Fledermäuse getötet. Aber selbst wenn dem so wäre: Mit dieser schamlosen Gegen- und Aufrechnung der gigantischen Zahlen toter Tiere hat sich unser erster Arten- und Naturschützer Deutschlands für immer die grüne Larve höchst selbst vom Gesicht gerissen.

 

 

 

Meine Damen und Herren, wir haben vor 45 Jahren gemeinsam um die Verlegung einer Autobahntrasse wegen einer kleinen Blaukehlchen-Population bis zum Umfallen gekämpft. Und heute? Heute werden See- und Schreiadler, Störche, Eulen, Uhus, Rot- und Schwarzmilane, ganze Zugvogelzüge von den Geschütztesten der Geschützten im Deutschen Naturschutz nüchtern und willfährig als Kollateralschäden von Energiewende und Klimarettung abgeheftet. Auch die tiefen Eingriffe in unsere Wälder, die lange als sakrosankt galten, werden klein geredet oder totgeschwiegen. Dabei müssen pro Windkraftanlage im Wald durchschnittlich zwischen 500 und 1.000 Bäume gefällt werden. Wer sich heute noch um die Schönheit unserer Kulturlandschaften und damit um die Heimat und Lebensqualität der Landbevölkerung sorgt, wird in Hubert Weiger, dem großen Vorsitzenden eines Verbandes, der sich ohne Scham noch immer BUND für Umwelt und Naturschutz nennt, seinen schärfsten Widersacher finden.

Last, but not least: Auch ein hörbarer Aufschrei der Traditionsverbände gegen die in den letzten Tagen der abgelaufenen Legislaturperiode der Großen Koalition durchgepeitschte Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes, blieb aus. Dabei ging es um eine entscheidende Aufweichung des sogenannten Tötungsverbots der gerade genannten geschützten Vogelarten wie eben des Roten Milans, des Schwarzstorchs, des Uhus und vieler anderer, die durch Windkraftanlagen bekanntermaßen besonders gefährdet sind, bis hin zur möglichen Ausrottung ganzer Populationen. Eine maßgeschneiderte, wenn nicht selbst geschriebene Gesetzesänderung von der Windkraftlobby, die jetzt hoffen darf, ein wichtiges Hindernis beim Bau zahlreicher Windkraftwerke aus dem Weg geräumt zu haben.

Im Augenblick sorgt sich die Presse mit Recht um die 70 % der in Deutschland schon reduzierten heimischen Insekten. Die mit der freundlichen Unterstützung des BUND nachhaltige Verminderung der Storch- Greif- und Eulenvögel, sowie der streng geschützten Fledermäuse werden bisher, das ist wohl der Political Correctness geschuldet, von der Presse geflissentlich verschwiegen.

Woher rührt diese Ignoranz? Warum reißen die Umweltverbände, allen voran der BUND, mit ihrem Hintern alles das ein, was sie in Jahrzehnten zuvor mühsam aufgebaut haben?

Es gibt dafür mehrere Gründe. Der erste: Ihr Hintern ist fett geworden. Sie haben große Apparate aufgebaut, die viel Geld kosten. Sie sind angewiesen auf einen beständigen Zustrom neuer Mitglieder, die sie vor allem unter den immer Natur ferner lebenden Großstädtern rekrutieren und die sich von einer BUND-Mitgliedschaft oder eben einem Grünstrom-Abo Ablass für ihre Umweltsünden erhoffen. Natur- und Umweltschutz ist für diese hoch mobilen, international vernetzten und agierenden „Eliten“, die kein Blaukehlchen mehr von einem Sperling unterscheiden können, vor allem Klimaschutz. Von den Nachteilen der Energiewende bekommen sie auf dem kurzen Weg zum Flughafen wenig mit.

Der zweite Grund resultiert gewissermaßen aus dem ersten: In Zeiten der Globalisierung ist traditioneller Natur- Landschafts- und Heimatschutz „out“. Ohne Klimaschutz ist alles nichts, lautet die Parole. Jetzt geht es um die weltweite Perspektive und hier gehen unsere wackeren, deutschen Traditionsnaturschützer mit jenen alt- und neulinken Internationalisten eine unheilvolle Liaison ein, für die der Klimaschutz nur Vehikel ist, um die verhassten Konzerne zu bekämpfen und den Kapitalismus in die Schranken zu weisen, in der niemals ganz ad acta gelegten Hoffnung auf die Weltrevolution.

In einem Leserkommentar zu Georg Etscheits Buch „Geopferte Landschaften - Wie die Energiewende unsere Umwelt zerstört“, zu dem ich einen Essay beitragen durfte, heißt es: „Das Buch ist in weiten Teilen eine konservative, naturschützerische, regionalbezogene Kritik an der Energiewende. (…) Brauchen wir nicht eher eine progressive, linke, ökologische Energiewende-Kritik, die außerdem über den europäischen Tellerrand schaut?“

 

Bemerkenswert ist schon einmal, wie hier „naturschützerisch“ als Schimpfwort gebraucht wird. Und dabei bleibt es nicht. „Konservative“ Kritiker der Energiewende werden auch gerne in die braune Ecke gestellt. Ich selbst hatte unlängst die zweifelhafte Ehre, in einem Artikel in der ehrenwerten „Süddeutschen Zeitung“ erwähnt zu werden, der die Überschrift „Die Braungrünen“ trug.

Für mich ist der "Konflikt“ zwischen Klima- bzw. Umweltschützern auf der einen und Naturschützern auf der anderen Seite eine bewusste, politisch zwar kluge, doch infame Strategie, den Naturschutz vom Umweltschutz abzukoppeln und gewissermaßen ins Unrecht zu stellen. Das ist deshalb infam, gerade weil wir Gründungsmitglieder des BUND das damals neu entstandene Wort Umweltschutz unbedingt in unserem Verbandsnamen haben wollten, um den Menschen klar zu machen, dass ohne intensiven und nachhaltigen Naturschutz das Überleben der Menschheit außerhalb der sie erhaltenden Ökosysteme nicht möglich ist.

In diesem Zusammenhang Klima- bzw. Umweltschutz der linken- und Naturschutz der rechten politischen Szenerie zuzuordnen, scheint mir sehr einfach und oberflächlich und/oder sehr böswillig gedacht. Ich habe übrigens letztes Jahr auf Wunsch von Sarah Wagenknecht und Oskar Lafontaine für die Partei und Landtagsfraktion der LINKEN im Saarland eine Rede gegen die Zerstörung der dortigen Mittelgebirge durch Windräder gehalten. Kurz darauf wurde ich von aufgeregten Waldbesitzern und Verantwortungsträgern der CDU flugs den LINKEN zugeordnet. Was beweist: Als Naturschützer sitzt man notorisch zwischen allen Stühlen. Und das ist gut so!

Der dritte und der letzte, jedenfalls primitivste Grund für die selbstzerstörerische Ignoranz der Umweltverbände: Mit der Energiewende und dem Klimaschutz meinen ihre Protagonisten, endlich den Fuß in der Tür zu haben. Endlich dürfen sie, die Jahrzehnte lang mühsam gegen den Strom geschwommen sind, ganz oben auf der Woge des Zeitgeistes reiten. Endlich meinen sie, selbst ein Zipfelchen der Macht und Bedeutung in Händen zu halten. Dieses Gefühl, oben zu sein, wollen die Herren Weiger und Tschimpke vom NABU & Co. nicht mehr missen, auch wenn sich der Weg dorthin als Irrweg erweist. Sie müssten dann nämlich, schreckliche Vorstellung, wieder ganz von vorne anfangen. Irrungen und Wirrungen: Der Kaiser ist nackt.

Ja, eine deutsche Umweltbewegung, die diesen Namen verdient, steht wieder ganz am Anfang. Dies ist eine ebenso erschütternde wie notwendige Erkenntnis. Doch es gibt erste Bemühungen, den deutschen Natur- und Umweltschutz neu im alten Geist zu begründen.

Ich mache hier gerne ein wenig Werbung für die beiden neuen Umweltverbände, die den heute gültigen, absoluten Primat des Klimaschutzes in Frage stellen und sich auf die Wurzeln unserer Bewegung besinnen: Harry Neumanns vor allem in Rheinland-Pfalz, Hessen, dem Saarland, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg tätige „Naturschutzinitiative“ sowie den staatlich anerkannten Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) mit Johannes Bradtka an der Spitze und Ablegern in Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern, als dessen Ehrenpräsident ich die Ehre habe zu fungieren.

 

Ich bin am Ende, meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer, nicht nur mit meiner Rede über die Irrungen und Wirrungen deutscher Energie- und Umweltpolitik. Die Trauer und Angst um unser liebenswertes Land, die Trauer und Angst um die Menschen, die um ihre Heimat weinen, die Trauer und Angst um die Jugend, der so viel kultur- und Skrupelloses, soviel zynisch Verlogenes von so vielen Politikern und Umweltverträglichkeitsmanagern vorgelebt wird, dieses Trauer besetzt die Seele und den Geist, und nimmt die Freude, in diesem Land zu leben.

 

Es gibt übrigens, nicht sehr weit von hier, in Ihrem Land Brandenburg, genauer gesagt in der Uckermark, den großen, zeitgenössischen Dichter Botho Strauß, der diese Trauer teilt. Dem Windwahn widmete er folgende Verse, bei denen er sicher auch an Theodor Fontane dachte:

 

„Noch spärlicher an der Zahl als stille Leser von Gedichten sind diejenigen, die sich vor Schmerz krümmen, wenn sie sehen, wie mitten im Frieden eine von Dichtern besungene Landschaft verheert vor ihnen liegt, so gemein und hochmütig, so um sich greifend und im Unmaß aufragend, Horizonte sperrend, rücksichtsloser als Feuersbrunst, Rodung, Industrialisierung zusammen. Zum Glück zeigt sich die Unterwelt aufgeschlossen gegenüber neuen Sorten ewiger Büßer und stellt frische Marterqualen bereit: jene nämlich, die mit Windkraft moralische und unmoralische Geschäfte machten, Schänder der Landschaftsseele, sieht man jeden einzelnen auf ein Rotorblatt gefesselt und bis auf den Jüngsten Tag im Höllensturm sich drehen.“

 

Ich danke Ihnen für Ihre Geduld.

Bearbeitet am: 03.02.2019/ad